Lesestoff vi

Ich weiss jetzt nicht, wie sehnlich ihr diese Liste erwartet habt und ob ihr dann tatsächlich auch Bücher lest, die ich empfehle. Ich bilde mir das aber auf jeden Fall gerne ein und liste hier ergo ein paar neue Lieblinge, die ich euch ans Herz und den Geist lege. Seit einiger Zeit tausche ich vermehrt Bücher mit Freundinnen oder Arbeitskollegen und kaufe sie im Brocki. So komme ich manchmal an Exemplare, die schon längst erschienen, mir aber durch die Lappen gegangen sind. Oder manchmal an Solche, die eben erst erschienen sind. Falls ihr also, sehr verehrte Leserinnen und Leser, interessiert seid, Bücher von der Liste hier zu lesen, schreibt mir einfach eine Mail oder hinterlasst eine Nachricht unten im Kommentarfeld. Sofern das gewünschte Buch nicht zurück bei der ursprünglichen Besitzerin oder bereits wieder im Brocki ist, könnt ihr es sehr gerne haben. Bitte:

2017_bücher

Infosperber – Unabhängige News
Einmal wöchentlich erhalte ich den Newsletter vom Infosperber. Das ist keine leichte Kost. Einerseits inhaltlich, andererseits vom Volumen her. Es braucht mehr Zeit und Aufmerksamkeit, einen durchschnittlicher Artikel vom Infosperber zu lesen als jene der grossen Tageszeitungen. Das ist deshalb so, weil länger und genauer recherchiert wurde, sprich mehr Informationen vorhanden sind als bei einer Schlagzeile, die eine komplette A4 Seite einnimmt.

Reportagen – Weltgeschehen im Kleinformat
Nici, eine meiner zwei liebsten, langjährigen Freundinnen, hat mir das Jahresabo zum Vierzigsten geschenkt. In den Büchlein, die alle zwei Monate erscheinen, wird kein Tagesgeschehen behandelt, sondern die Hintergründe dazu. Weil, nur zu wissen, dass jetzt in Syrien schon wieder eine Bombe 20 Frauen und Kinder ausgelöscht hat, reicht mir nicht mehr. Ich möchte gerne erfahren, wie es soweit kommen konnte. Und ob vielleicht schon an Ansätzen zur Lösung solcher Konflikte gearbeitet wird.

Surprise – Das Strassenmagazin
Das Heftli erscheint alle zwei Wochen und bringt spannende Beiträge und Informationen zu Themen, die von sonstigen Medien gerne beiseite gelassen werden. Ich LIEBE die Kolumnen der Gerichtsschreiberin und von Fatima Moumouni. Achtet auf die netten Verkäuferinnen und Verkäufer, die rote Jacken tragen und überall in Zürich das Magazin verkaufen. Keine Angst, die wollen euch nichts Böses, die verkaufen nur ein Heftli. Ein Gescheites.

Report der Magd – Margaret Atwood
Das Buch wurde 1985 geschrieben und zeichnet beängstigend genau die Realität von heute. Ich hab mich während des Lesens viel öfters gefürchtet, als mir lieb war. Und die grösste kalte Schauer kommt zum Schluss.

Good night stories for rebel girls – Timbuktu Labs
Das Buch hat mir mein Vater zum Vierzigsten geschenkt. Wie die Autorinnen wünschte ich, das Buch hätte ich schon als kleines Mädchen gekriegt. Nur eine einzige Prinzessin kommt da vor, ansonsten Astronautinnen, Biologinnen und andere Vorbilder, die diese Welt braucht. Das Buch war ausserdem eine schöne, hoffnungsvolle Zukunftsvision auf den vorhergehenden Report der Magd.

Die Glut – Sándor Márai
Als Teenager fuhren wir manchmal nach Biel in die Coupole an Hip Hop Konzerte von DJs, die total Stars waren und da dann auf höchstem Niveau ihre Performance hinlegten. Mit technisch ausgefeilten Sets bewiesen sie, dass sie das Handwerk einwandfrei beherrschten. Nach einer Weile habe ich mir dann immer gewünscht, dass sie die Show zu Ende bringen und die Party endlich beginnen kann. Ähnlich ging es mir beim Lesen dieses Buches.

Die Vermessung der Welt – Daniel Kehlmann
Grossartig und sehr unterhaltsam. Ein bisschen viele Männer und gar wenige Frauen, aber das war halt zu jener Zeit noch extremer als heute. Ich wette, der Autor ist T.C. Boyle Fan. Schöne, wilde, farbige, lustige, brutale Geschichte.

Der Tag, als meine Frau einen Mann fand – Sibylle Berg
Sile, die andere langjährige Freundin hat mir dieses Buch an das Herz gelegt. Mit einem süffisanten Lächeln. Erst liest es sich etwas gar trocken und intellektuell, aber die kurzen Sätze gefallen mir sehr. Ab der Mitte wird das Buch flüssig, boshaft und wohl ziemlich realitätsnah.

Sex, Lügen und Revolution – Penny Laurie
Sie ist wütend, die junge Frau. Und das zu Recht. Ich habe das Buch während einer strengen Arbeitsphase gelesen und vermute, die glühenden Worte sind mir manchmal in die wilden Träume gefolgt. Penny schreibt über viele Dinge, die in der heutigen Zeit oft als lächerlich oder Luxusprobleme abgetan werden. Was sie keineswegs sind. Wir sollten nicht gleichgültig werden in Sachen Gleichberechtigung.

The Eyre Affair – Jasper Fforde
Ich sag immer, ich mag keine Fantasy und dann lese ich solche Bücher. Als Teenager verschlang ich alles von Terry Pratchett (und fand deshalb wohl auch Harry Potter nur mässig packend). Ich glaube, Thursday Next ist meine jetzige Heldin. Fantasie und Vorstellungskraft sind beim Lesen gefordert und trotzdem sind manche Passagen nicht gänzlich verständlich. Macht nichts. Das Tempo, der Irrwitz und die sprudelnden Ideen sind mehr als genug. Spannende Unterhaltung pur. Und endlich weiss ich auch, um was es bei Jane Eyre geht.

Krokodile – Philippe Djian
Ein Djian pro Jahr hält den Geist gesund, die Liebe wach und das Gemüt erhitzt.

Die subtile Kunst des darauf Scheissens – Mark Manson
Logisch hab ich das Buch des Titels wegen gekauft und mir dazu notiert: sprinkled by magic fuck-giving fairy dust. Ich lese gerne schön oder schräg formulierte Sätze, ich mag erfundene Wörter, ich mag, wenn die Fantasie in die Realität spielt. Deshalb sind Sachbücher oder biografische Berichte meist ganz unten auf meiner Liste. Wenn ich aber Eines für drei Fränkli im Tigel Brocki sehe, dann geb ich ihm eine Chance. Solche Bücher werden ja immer erst NACH der Erkenntnis geschrieben. Deshalb weiss ich nicht, ob das Buch tatsächlich als Leitfaden oder Unterstützung hilft. Sehr amerikanisch (you can do it, do it! do it!), aber allemal unterhaltsam.

Moon tiger – Penelope Lively
An Flughäfen gibt es grundsätzlich kein gutes Essen oder gute Bücher. Anders in Narita, Japan. Da fand ich beides. Dieses Buch scheint halb Roman, halb Autobiografie zu sein, erzählt von einer privilegierten Frau, die zum Glück ihre Privilegien genutzt hat. Ich habe das Buch als eine Art historisches Dokument und persönliche Abrechnung mit der Vergangenheit verstanden. Superschön und traurig formuliert, mit feinem Humor durchsetzt. Und es zeigt auf, dass sich seit Mitte zwanzigstes Jahrhundert nicht extrem viel geändert hat in Sachen Gleichberechtigung.

Ich vertraue dir – Massimo Carlotto
Der jährliche Krimi. Diesmal aus Sicht des Schuldigen. Ganz viel Italianità, einfach vielleicht nicht ganz so, wie sie oft propagiert wird. Ich für meinen Teil bin jetzt noch paranoider beim Kauf von Lebensmitteln geworden.

Die Liebe in Zeiten der Cholera – Gabriel Garcia Márquez
Das Buch lag die letzten 15 Jahre bei meiner Freundin Sonja. Sie gab es mir ungelesen zurück. Ich verschlang es aufs Neue. So schön und ausdauernd für die Liebe leiden nur Menschen aus Lateinamerika. Dafür hab ich wohl eine Schwäche. Ich bin eine hoffnungsvolle Person.

Judiths Liebe – Meir Shalev
Und noch ein Buch, das nicht enden sollte. Ich war so traurig, als die letzten Seiten erschienen. Was für eine Geschichte. Über Menschen, die ihre Heimat verlassen und/oder unterdrückt werden und immer für jedes Recht kämpfen müssen. Wahrscheinlich ein Grund, weshalb sie immer viele gute Geschichten zu erzählen haben.

LESESTOFF v (2017)
LESESTOFF iv
 (2016)
LESESTOFF iii (2015)
LESESTOFF ii (2014)
LESESTOFF i (2013)

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