Lesestoff v

Und erneut ist ein Jahr voller Lesegenuss vorüber. 2017 war lese- und ferientechnisch ein hervorragendes Jahr. In den Thailandferien vor bald genau 12 Monaten habe ich sage und schreibe fünf Bücher verschlungen. Wie früher! Und dann las ich dieses Jahr als erstes ein Buch in dem eine Welt beschrieben ist, wo es den Menschen nicht mehr erlaubt ist, zu lesen und zu schreiben. Du, mir wurde angst und bange, ehrlich, der kalte Schweiss ist mir ausgebrochen. Schtelldermalvor! Ein Leben ohne Bücher! Der Alltag wäre öd und leer und so viele Synapsen würden verkümmern. Obwohl ich euch hier, sehr verehrte Leserinnen und Leser, meine Leseliste 2017 präsentiere, möchte ich bereits jetzt auf mein Lieblingsbuch vom Jahr 2018 aufmerksam machen. Bitte, ihr alle, die ihr Kinder habt, lest mit ihnen diese Geschichten. Und wenn ihr keine Kinder habt, lest diese Geschichten:

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Falls ihr eines der Bücher wollt, hinterlasst hier unter dem Text einfach einen Kommentar oder schickt mir eine Nachricht auf nina.pupikofer@nimmplatz.ch . Jene Titel, die mit einem *Stern gekennzeichnet sind, wurden bereits weiter oder zurück gegeben.

Verein Surprise – Standort Strasse
Vor rund einem Jahr habe ich für meine Arbeitgeberin eine Stadtführung mit dem Verein Surprise gebucht. Genau, mit zwei Verkäufern vom Strassenmagazin Surprise, Ruedi und Peter. Ein komplett anderer Blick auf Zürich, aus der Sicht von Obdachlosen. Im Buch werden Heft Verkäuferinnen und Verkäufer portraitiert. Sehr interessant und berührend.

Rattawut Lapcharoensap – Sightseeing
Wenn ich reise, lese ich gerne Bücher von Autorinnen und Autoren dieses Landes. Im Februar vor einem Jahr war ich zwei Wochen in Thailand. Zwei sehr erholsame, wunderbare, entspannte Wochen. Dank der thailändischen Geschäftigkeit und Kultur. Welches die Kehrseiten des Landes und des (Massen)Tourismus sind, werden in dem Buch in schönen und traurigen Kurzgeschichten beschrieben.

Michel Houllebecq – Platform
Kein thailändischer Autor, sondern ein französischer, aber mit demselben Thema. Schattenseiten oder Realitäten des (Massen)Tourismus. Wir alle tragen dazu bei, da sollte sich niemand Illusionen darüber machen. Wir alle profitieren. Der Schriftsteller gehört, auch wenn er nicht über Thailand schreibt, wohl eher zu den kaputteren Charakteren. Was mir gefällt und mir auch immer wieder ein bisschen den Spiegel vor Augen hält.

* Fabio Geda – Im Meer schwimmen Krokodile
Zusammen mit dem oben abgebildeten Buch sollte dieses hier auch in allen Schulen dieses Landes gelesen werden. Am besten sollten es die Schüler zuhause gemeinsam mit ihren Eltern lesen. Ein wahnsinnig wichtiges, lustiges und trauriges Buch. Es befindet sich nun im Klassenzimmer der Cousine meiner Mutter, einer Berufsschullehrerin. Ich hoffe sehr, sie kann die jungen Leute dafür interessieren.

Sunkyoung Jung,  Yun-Ah Kim,  Minbok Kou – Koreanisch kochen
Kaum aus den Ferien zurück habe ich im Zürcher Völkerkundemuseum die Ausstellung mit Thema Korea besucht und wiedermal ein Kochbuch gekauft. Schön illustrierte Rezepte, machbar beschrieben.

Joan Didion – The year of magical thinking
Die Autorin ist ein Superstar in der Schriftstellerei. Habe ich irgendwo gelesen. Deshalb wollte ich etwas von ihr lesen. Es ist ein Buch über Trauer und wie die Autorin diese angegangen ist. Berührend. Ende letztes Jahr habe ich dann ihr Essay über New York gelesen, welches sie im Alter von 27 Jahren verfasst hat. Grandios.

Zadie Smith – London NW
Sicher nicht Zadies bissigstes Buch. Aber wie immer zeichnet sie Menschen, deren Benehmen und Entwicklung so treffend, dass die Freude beim und Lust zum Lesen nie vergehen.

Haruki Murakami – Der farblose Herr Tazaki
Einmal mehr beschreibt Herr Murakami einen jungen Mann, der unglücklich verliebt versucht, sein Leben zu leben. Schön melancholisch fantastisch. Da meine nächste Reise nach Japan in Planung ist, auch sehr inspirierend, an gewisse Orte zu fahren und in bestimmten Restaurants zu essen.

T. C. Boyle – Wassermusik
Ich glaube, ich habe einen Drittel des Buche gelesen, bis ich mich erinnerte, dass ich es schon einmal gelesen habe. Ist wahrscheinlich etwa 15 Jahre her und deshalb entschuldbar. Nichtsdestotrotz habe ich das Buch verschlungen. T.C. Boyle ist und bleibt einer meiner liebsten. Er erfindet Worte und beschreibt Menschen so treffend schön. Und er ist manchmal fies.

Philippe Djian – Rückgrat
Ein Djian pro Jahr geht gut. Ein bisschen französischer, jammernder Machismo, meistens ein bisschen mehr Alkohol als nötig und immer viel Chaos. Gefällt.

Peter Høeg – Kinder der Elefantenhüter
Erst letztes Jahr habe ich mein erstes Buch dieses Schriftstellers gelesen. Und ab der ersten gelesenen Seite an helle begeistert. Der Däne schreibt düster, exakt, voller Liebe und fantastisch zugleich. Das pralle Leben, manchmal schon etwas staubig und faltig halt.

Monica Ali – Brick Lane
Das Portrait einer Einwandererfamilie aus Bangladesch in London. Ich wünschte mir, mehr dieser Schicksale würden so selbstbestimmt enden.

Meir Shalev – Zwei Bärinnen
Ich glaube, dies war eines meiner liebsten Bücher letztes Jahr. Geschichten, die in rohen Wüstenländern spielen, gefallen mir. So viel Leidenschaft und Leben, vergraben unter schwieligen Händen und angetrockneten Seelen.

Valerie Wilson Wesley – In Teufels Küche
Ein amerikanischer Krimi. Er handelt von Leuten, die in der schwarz-weissen Gesellschaft des Landes auf oder absteigen. Und jenen, die dazwischen versuchen, zu überleben.

* Sylvia Plath – Die Glasglocke
Als erstes noch einmal herzlichen Dank der lieben Sarah, die mir dieses Buch ausgeliehen hat (und die nächsten beiden Bücher in dieser Liste). Endlich hab ich es gelesen; stand es doch seit geraumer Zeit auf meiner lesen-wollen-Liste. In einem Schnurz durch. Die Autorin verdichtet die schwüle Sommerhitze in Buchstaben und kreiert eine bedrückende Stimmung.

* Ayalet Gundar-Goshen – Löwen wecken
Empfohlen von einer Freundin, ausgeliehen von der lieben Sarah (siehe oben). Ein ziemlicher Brocken dieses Buch. Der heftige Inhalt ist in schöner Sprache transportiert. Also, nicht dass ich hier in Zürich mit denselben Entscheidungen kämpfen müsste wie eine Frau, die in einer Grenzstadt in Israel lebt. Aber die Autorin macht die feinen Fäden und Zusammenhänge sichtbar, die uns allen Entscheidungen im Leben schon erschwert haben. Alle diese grauen Schattierungen, die uns manchmal ohnmächtig scheinen lassen.

Sofi Oksanen – Fegefeuer
Ja gut, kann sein, dass ich schwere Bücher eher in den Sommermonaten lese. Im Winter hätte ich dieses hier wohl nicht ertragen. Die Geschichte zweier Frauen, deren Wege sich kreuzen. Frauen, die beide auf ihre Art das Bestmögliche versuchen, um zu (über)leben. In Kriegszeiten und danach. Dank dem Buch weiss ich jetzt auch überhaupt etwas zur Geschichte Estlands. Eines der vielen Länder auf dieser Kugel, dass seit seiner Entstehung von verschiedenen Herrschern unterdrückt und ausgebeutet wurde.

Lucia Berlin – Was ich verpasst habe
Mein zweites Lieblingsbuch dieses Jahr. Eines für die ewige Bibliothek. Einmal mehr schreibt hier eine Frau über das Leben. Ziemlich sicher sogar über ihr Eigenes, darüber sind sich die Fachleute nicht einig. Auf jeden Fall hat es mir der Humor der Autorin angetan. Also nicht, dass dies ein lustiges Buch wäre, gar nicht, aber egal, wie tief nach unten die Protagonistinnen auf ihrem Weg sinken, sie behalten sich ihren naiven Blick auf die Welt.

John Irving – Strasse der Wunder
Ich war früher riesig Fan von John Irving, deshalb habe ich dieses Buch gekauft. Dort beschreibt er aber Sexszenen schon bald so grottenschlecht (sprich, aus der Sicht eines jeden Hetero Mannes; sprich, die Verblendung, dass jede Frau auf dieser Welt in etwa 45 Sekunden kommt, nur weil sie einen Schwanz ins Gesicht gerieben bekommt), dass ich es weglegen musste.

Elif Shafak – Der Geruch des Paradieses
Mein einziger Vorsatz von 2017 war, dass ich mehr Bücher von weiblichen Schriftstellerinnen lese. Auch in dieser Hinsicht war dies ein gutes Jahr. Der Geruch des Paradieses handelt von drei Frauen, die sich während ihrer gemeinsamen Studienzeit über die grossen Fragen zu Glauben, Gott und die Religion streiten.

LESESTOFF vi (2018)
LESESTOFF iv
 (2016)
LESESTOFF iii (2015)
LESESTOFF ii (2014)
LESESTOFF i (2013)

3 Gedanken zu „Lesestoff v

  1. Danke für diese Liste. Was ich verpasst habe kommt gleich auf meine Liste, einige Andere sind schon seit Jahren in Warteschleife. Ich habe eine Bücher-Kauf-Krankheit, die ich in den Griff bekommen sollte. Wieviele Bücher befinden sich denn in deiner ewigen Bibliothek?

    1. Hoi liebe Franziska
      Ich leide eben auch an der Bücherkauf-Krankheit. Und das weggeben fällt mir immer leichter, ich lese sehr selten ein Buch ein zweites Mal. Deshalb besitze ich für meine Verhältnisse nur noch wenige. Mal angenommen, ich besässe ein grosses Stringregal, würden whs etwa drei Tablare gefüllt sein. Die Bücher auf dem Nachttisch zähle ich nicht dazu 🙂 Und wie sieht’s bei dir aus? Ich kann weggeben nur empfehlen, es erleichtert und ehrlich, du vergisst bald, welche du mal besessen hast.
      Ganz liebe Grüsse
      Nina

  2. Hallo liebe Nina. Die Bücherkauf-Krankheit – ich bin unheilbar damit infisziert. Und deshalb hat mein Büchergestell im Januar ein ernstes Wörtli mit mir geredet und ich habe mich mit schwerstem Herzen von ca 7 Migrossäcken voller Bücher getrennt. Und nachdem ich eine geniale Idee hatte, war das gar nicht mehr so schwer, denn: Ich habe mich entschieden, im Stadtbad eine Bibliothek einzurichten. Unsere lesefreudigen Gäste können nach dem Hammam-Ritual ganz entspannt in meinen Büchern schmökern… und diese sogar mit nachhause nehmen. Zurückbringen ist Ehrensache. Deshalb möchte ich alle an der Bücherkauf-Krankheit leidenden und trotzdem ausmistenden Bücherfreundinnen und Freunde darauf hinweisen, dass eure Lieblinge im Stadtbad Zürich ganz wunderbar willkommen und aufgehoben sind.

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