Bescherung II

Es gibt Dinge, in denen will man schlafen. Nicht zwingend im Pyjama. In Schuhen vielleicht, oft in Blusen, manchmal in einer Jacke. Seit zwei Wochen lauf ich im gleichen Pulli rum und seit gestern nicht mehr in derselben Hose, sie musste gewaschen werden. Aber ab morgen trag ich sie wieder. Versprochen. Die war ganz ganz billig und ethisch völlig unvertretbar (aber der Schnitt weisch, die Verarbeitung usw usf bla). Grundsätzlich trage ich lieber Sachen, von denen ich weiss, woher sie kommen und wie sie gemacht wurden. Das ist mir sympathisch. Hier also ein paar Dinge, die selbigen Kriterien entsprechen und auf die ich zurzeit nicht verzichten kann und am liebsten jeden Abend mit ins Bett nähme: IMG_2532 Bescherung II weiterlesen

Das letzte Stündchen

Ich litt unter einer Schreibblockade. Ja, krass gä, schon wieder. Dabei sind drei Beiträge in der Leitung (Anziehen & Tragen, Bewegen und Essen & Trinken). Aber da stand erst mal diese Hochzeit an und mein Kopf war besetzt mit Planung und dann der Körper mit Backen. Die jetzigen Eheleute Oli & Shawn haben selbst mega viel eingekauft, wunderschön vorbereitet und dekoriert. Als ich dann gestern Mittag den menschenleeren Saal betrat, war ich überwältigt. Wimpelketten von der Decke an alle Wände, die Tischchen eingekleidet mit karierten Decken und Satinschleifen. Popcorn- und Zuckerwattenmaschine, verrecksch, oder? Riesige Blumenvasen, überall kleine Ansteckbuttons als Andenken und – jetzt kommts – mittendrin ein türkiser (danke, D.) Chevrolet. Ok, eine 2D-Kartonatrappe, aber saugeil. Es sei erwähnt, dass das Fest im Plaza Klub statt fand, dem ehemaligen Kino an der Badenerstrasse, welchem Charme und Geschichte eh aus jeder Wandritze tropft und deshalb naturgemäss einen stilvollen Rahmen bietet. Mit LED-Anzeigen rund um die Bühne, diesen fantastischen, wunderschönsten Vögel an allen Wänden von Onur Dinc und den glitzrigen kupfrigen Lampenschirmen. Oh, ich will grad klöbben gehen! Auf jeden Fall aber war ich froh, konnte mein Hochzeitstörtchen mithalten. Das Rezept ist von der süssen Sophie, die foodbloggt und einen Webshop betreibt. Hier ein Vorher-Foto: vorherquer_2 Ihr wisst, Das letzte Stündchen weiterlesen

Zopfzmorge

Da sitzen Tenderoni, der Spätsommer und ich auf dem Balkon, essen Frühstück und lesen, was sich in der Woche so angesammelt hat. Wer mich liest, weiss, dass Dienstage für den Brügglipuur und die Coop Zeitung reserviert sind. Alle paar Wochen erliege ich der Versuchung, Schundhefte jeglicher Art zu konsumieren und pro Jahr schaffe ich 4-5 Bücher. Anders als früher. Eine richtige Leseratte war ich. Gefressen hab ich die Dinger. Aber duweischwislauft, man wird älter, die Zeit weniger. Kein allabendliches Verkriechen unter die Bettdecke mit Taschenlampe mehr. Nun, heute zum Kaffee hätte die Lektüre nicht unterschiedlicher sein können. Der Aldi Wochenprospekt, wo die Druckschwärze zur Beschreibung des Produkts gerade mal für „Feigen frisch 500g 1.49“ reicht. Daneben der sehr vornehme biber Katalog, wo locker auf über 30 Zeilen ein Abfalleimer angepriesen wird. Um die ganze Spannweite unserer Gesellschaft zu erfassen, ist es nötig, sich solche Lektüre zu Gemüte zu führen, denn genug Kurioses findet sich in beiden. Oder braucht der Mensch einen Zahnverfärbungsradierer für 32,90 und eine Beetpflanze in Keramikschale für 5.99? Und seit ich weiss, dass Tenderoni’s Traumjob Artikelbeschreiber in Katalogen ist, lese ich sie noch aufmerksamer. Ausserdem kriegt man von beiden gescheite Ware. Ich behaupte nämlich, dass der Spätzli-Pfannen-Aufsatz von Aldi in derselben Fabrik in China wie der dreimal teurere von Betty Bossi hergestellt wird. Die wunderschönen Picardie Trinkgläser allerdings gibt es nun mal nicht an jeder Ecke (sehr richtig, unsere Kopien sind von IKEA). In diesem Sinne: einen wunderschönen konsumfreien Sonntag wünsche ich euch, meine sehr verehrten Leser. Foto 3

Urban gardening

Es gibt ja so einige Plätze in dieser Stadt, wo Mittagessen eingenommen werden kann. Einige urchige, einige schnöselige, einige langweilige, einige eklige, einige sehr teure. Und einige wenige Gute. Ein Gutes ist eines, das einfache, solide Mahlzeiten in saisonaler* Qualität täglich* frisch* zubereitet (*soweit möglich, schon klar. Mit Lebensmitteln Geld zu verdienen ist eine undankbare Sache). Etwas Fantasie schadet nie und Experimentieren schon gar nicht. Sind dann noch Bio, Nachhaltigkeit und Humor dabei, ist mein Glück vollkommen. Ein Gutes ist eines, das hausgemachte Limonade und Eistee oder einfach mal andere Getränke als die üblichen langweiligen Sprudelwasser im Kühlregal anbietet. Eines, das Stil hat, mit Geschmack eingerichtet wurde und dem man die Liebe an der Sache anmerkt. Ein solches also, ein neues, wunderhübsches Plätzchen an der Stockerstrasse ist die Gärtnerei.

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L’addio al estate

Der erste Regentag seit der grossen Hitze. Zu warm, um zu Hause zu bleiben, zu kalt, um draussen zu sitzen. Aber Spazieren und auf kurzen Kaffee einkehren, das geht. Und dann bisschen weiter spazieren und einen Film im Kino schauen, dass geht auch. Früh, sodass später der Sonntag auf dem Sofa ausklingt. Ein Schauspieler, ein Schriftsteller, ein Herr von Welt, der älter wird und darüber sinniert. Der Sommer neigt sich dem Ende zu. In der Jahreszeit, im Leben. Ein bisschen ungewollt, ein bisschen unvorstellbar, ein bisschen unwirklich. Aber unumgänglich. Ein Film über die Traurigkeiten und Schönheiten des Lebens. Kein einziger italienischer Schlager, dafür immer wieder My Heart’s in the Highlands. Nicht eine Frau ohne sichtliche Zeichen einer Schönheits OP (wieso heissen die so? Es wird nämlich meistens nichts schöner), dafür sensationelle Dialoge mit viel charmanter Melancholie. Nicht ein schlecht angezogener Mensch. Ein wunderschöner Film. GrandeBellezza_Affiche_FR