Bitter nötig

Mein Nervenkostüm hat sich verdünisiert seit ich die Nächte zählen kann, die geschlafen werden bis zu meinem Ferienbeginn morgen abend. Sprich, alle kriegen was von meiner Zickigkeit ab. Entschuldigt. Ich habs echt nötig. Und freue mich riesig. Und wie jedes Jahr (wenn all die Fotostrecken all der Fashion Weeks in all den Modeheftli erscheinen), kriege ich das Gefühl, ich brauche neue Kleider. Weil mein Streifenshirt schon vier Jahre alt ist und die Streifen diese Saison bisschen breiter sind und diese Jeans mit den Löchern an den Knien so toll und aber auch die Boyfriendjeans wieder und diese Birkenstocks, die glitzern. Da ich mir vor einiger Zeit das Zölibat auferlegt habe, nur noch zu kaufen, was ich BRAUCHE, möchte ich mich auch daran halten. Trotzdem habe ich HIER vor Kurzem geschreiben, was ich kaufen WÜRDE und letzte Woche rannte ich dann doch in den Billigladen, kam mit einem Lümpli nach Hause und hab es drei Tage später wieder retourniert. Impuls, Impuls, du fiese Sau. Um auf den Punkt zu kommen: ich habe schlussendlich doch Geld ausgegeben. In der guten Hoffnung, dass es dort ankommt, wo es bitter nötig ist, habe ich je CHF 50 für folgende Unternehmen gespendet.

HELVETAS – TRINKWASSER FÜR NEPAL

CARITAS – FLÜCHTLINGSHILFE SYRIEN (zuoberst auf JETZT HELFEN klicken)

GLÜCKSKETTE – STURMOPFER VANUATU

SCHTIFTI – KOCHWORKSHOP SCHWEIZ

GIRASSOLIDARIO – SCHREINERPROJEKT BRASILIEN

Denn schliesslich habe ich das grosse Glück, als weisse Person in der Schweiz geboren und aufgewachsen zu sein, gut ausgebildet und gefördert zu werden, mir meiner Rechte bewusst zu sein und meinen Lebensunterhalt selbst bestreiten zu können und – ! – regelmässig in die Ferien zu fahren. Das soll für den Moment genügen und mir helfen, meinen nächsten Impulskauf zu unterdrücken. Ich bin kein Gutmensch und habe z.B. kein Patenkind, dem ich monatlich CHF25 schicke und damit gleich noch seine Grossmutter vor dem Hungertod rette. Grundsätzlich mag ich mein Geld gerne in kleine Unternehmen hier in Zürich investieren, oder Helfen, ein Startup mit Crowdfunding zu finanzieren. Oder Kuchen tauschen für Dinge, die ich will. Und ich fest daran glaube, dass die Veränderung eben gerade im Kleinen beginnt und wir in der direkten Interaktion miteinander nett sein sollen. Dass es mehr bewirkt, wenn ich im Tram aufstehe und meinen Sitz der Person mit Kind überlasse. Dass es etwas bringt, wenn ich jemanden auf der Strasse anlächle. Dass es OK ist, dort, wo ich gerade gegessen habe, auch Trinkgeld zu geben oder dem zahnlosen Schnorrer ein Bier zu spendieren. Und ich möchte daran glauben, dass die Welt so ein kleines bisschen besser wird. Und jetzt steig ich in den Flieger und verschmutze diese Welt ein kleines bisschen, gäll.

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